Die konventionelle Geflügelhaltung ist aufgrund der hohen Bestandsdichte, dem flächendeckenden Antibiotika(AB)-Einsatz zur Vermeidung von Infektionskrankheiten und dem damit verbundenen Selektionsdruck im besonderen Maße von der Ausbildung von AB-Resistenzen (Antimikrobielle Resistenzen; AMR) betroffen. Trotz intensiver Forschungsaktivitäten und Anstrengungen in den letzten Jahren konnten die getroffenen Maßnahmen nur in geringem Maße den AB-Einsatz im Geflügelbereich senken. Ganzheitliche stufenübergreifende und integrierte Lösungsansätze in Kombination mit innovativen Verfahren sind gefordert, um eine ressourcenschonende Tierhaltung, einen nachhaltigen Einsatz von AB und eine hohe Qualität tierischer Produkte im Hinblick auf die One-Health-Strategie der WHO zu gewährleisten.

Ziel des Verbundprojektes MAGniFlex ist es, mittels Digitalisierung, verbesserter Probenahme und der Entwicklung neuartiger mobil einsetzbarer Schnelltestverfahren zum Nachweis bakterieller Erreger, AMR-Resistenzprofile und AB-Konzentrationen die Geflügelbestände gesund zu halten, einen potenziellen negativen Erregereintrag frühzeitiger zu detektieren, Resistenzprofile zu ermitteln, Antibiotikagaben reduziert aber gezielt einzusetzen und so die Belastung mit Erregern und Antibiotika entlang der gesamten Wertschöpfungskette bis ins Lebensmittel zu minimieren.

Zielführend ist dabei die kontinuierliche Datenaufzeichnung, -zusammenführung, -dokumentation und -auswertung über die gesamte Produktionskette der Geflügelhaltung, um zu einer besseren und schnelleren Überwachung der Tiergesundheit und der Tierleistung zu führen. Darüber hinaus kann über ein kontinuierliches Monitoring frühzeitig mit adäquaten Maßnahmen eingegriffen und ein negativer Erregereintrag in die Lebensmittelkette reduziert bzw. im besten Fall vermieden werden. Aus den erfassten Daten lassen sich im Zeitablauf etwaige Problembereiche und Verbesserungsmöglichkeiten aufzeigen.

Für die Tierhaltenden besteht so ein erheblicher Mehrwert vor allem in den produktionstechnischen Faktoren, wie z.B. der kontinuierlichen Ermittlung der biologischen Leistungsdaten, der Eigenanalyse der Tierhaltung und einer digitalen, fortwährenden Dokumentation, welche als Entscheidungshilfe für Betriebsvergleiche und als Schwachstellenanalyse, sowie für Kontrollen genutzt werden kann und zudem gezielte Maßnahmen zur Anpassung von Fütterung und Haltung erlaubt. Mit der Analyse von betriebsindividuellen Risikofaktoren lassen sich die Betriebe auch betriebsübergreifend, wissenschaftlich untereinander vergleichen und die unterschiedlichen Haltungsformen können miteinander verglichen sowie umgesetzten Präventivmaßnahmen auf Wirksamkeit beurteilt werden.

Die Verfahren sollen entlang der Produktions- und Lebensmittelkette vom Küken über das Ei und den Schlachtkörper am Beispiel von Legehennen- und Mastbetrieben anhand der drei Zielpathogene Avian Pathogenic E. coli (APEC), Salmonella enterica (S. enterica) und Campylobacter jejuni (C. jejuni) in Testbetrieben demonstriert werden. Ziel ist es, langfristig in allen Produktionsstufen (Elterntiere, Brütereien, Legehennenhaltung, Aufzucht, Mastgeflügel) in stufenübergreifenden Ansätzen eine Verbesserung der Tiergesundheit zu erreichen.